Industrie in Eschweiler Pumpe- Stich

Lore der Grube ResrveDie Betriebsstätten des Eschweiler Kohlbergs unterteilten sich in die Binnen- und Außenwerke mit dem Flöz „Padtkohl“ als Grenze. Die Binnenwerke im Bereich des Muldenkerns waren

* die „Grube Aue“ bei Eschweiler-Aue
* die „Grube Centrum“ bei Eschweiler-Stich
* die „Grube Ichenberg“ beim Eschweiler Ichenberg, 1824 von Christine Englerth erworben und 1825 geschlossen
* die „Grube Reserve“ bei Eschweiler-Nothberg
die Außenwerke waren
* die „Grube Atsch“ bei Atsch (bis 1935 zu Eilendorf)
* die „Grube Birkengang“ in Birkengang (bis 1935 zu Eschweiler)
* die „Grube Christine“ im oberen Birkengang, benannt nach Christine Englerth
* die „Grube Propstei“ im Propsteier Wald bei Eschweiler.
Die Grubendistrikte – auch Grubenfelder genannt – im Eschweiler Kohlberg waren „Feldend“ am nördlichen Muldenflügel, „Buschend“ im Bereich der Muldenwendung und „Hundend“ am Südflügel. Nach „Buschend“ ist die Straße „Am Buschend“ in Eschweiler-Wilhelmshöhe und nach „Feldend“ ist die Straße „Feldenendstraße“ im nördlichen Eschweiler-Bergrath benannt. Dort wurden im November 2005 die letzten Gebäude der ehemaligen Grube „Reserve“ abgerissen.
Die Gruben des „Weisweiler Kohlbergs“ im Osten des Indereviers und heutigen Stadtgebiets waren Ende des 19. Jahrhunderts bereits geschlossen. Es waren dies
* die Grube Weisweiler bei Weisweiler (bis 1972 eigenständige Gemeinde)
* die Grube Wilhelm bei Wilhelmshöhe (bis 1972 zu Weisweiler)

 

Graeser HausAls Graeser in der zweiten Hälfte der 1790er Jahre aus dem Saarland nach Eschweiler kam, wurde er Assistent bei der „Kommission zur topographischen und unterirdischen Aufnahme der Bergwerke, Hütten und Fabriken“ im Département de la Roer. Zu dieser Zeit existierte der Eschweiler Bergwerksverein EBV noch nicht, aber 1801 übernahm er die Gesamtleitung mehrerer Steinkohlengruben im Besitz der Familie Wültgens/Englerth, welche dann 1802 von Napoléon Bonaparte mit dem Eschweiler Kohlberg, der Grube Centrum und der Grube Birkengang belehnt wurde. Graeser war also erst Direktor des Kohlbergs und anschließend von 1838 bis 1847 Direktor des EBV, seitdem Mitglied der Verwaltung bis zu seinem Tod. 1847 übernimmt er die Firma „Reuleaux & Cie.“, welche er 1856 durch eine Eisengießerei erweitert. Er wohnte im so genannten „Graeser-Haus“ in Eschweiler-Pumpe unmittelbar gegenüber dem Pumpenhaus und wenige Schritte vom Bergamt, dem damaligen EBV-Verwaltungsgebäude, entfernt.
1964 wurde die „Graeserstraße“ in Eschweiler-Bergrath in der Nähe der ehamligen Grube Reserve nach ihm benannt.

 

Wohnungen der EBV Mitarbeiterhinter dem Gräser-Haus gelegenes und bis heute bewohntes Haus des EBV. Hier wohnten die Mitarbeiter des Werkes, für die außerdem gegenüber mehr reihige Häuser gebaut wurden. Auch auf der Pumpe hat der EBV die im Volksmund "bayrische Balken" genannten Häuser gebaut, so genannt wegen des "Donnerbalkens" (der im Hof gelegenen Toilette) in denen die überwiegend aus Bayern und der damals slowakischen Steiermark angeworbene Mitarbeiter wohnten.

Eschweiler Pumpenhaus

Bei zunehmender Tiefe wurden die Grubenwässer zum Problem, so dass die Wasserhaltung - auch "Rosskunst" und "Herrenkunst" genannt – immer mehr an Bedeutung gewann. Die Entwässerung der ersten Bergbaue im Eschweiler Stadtwald erfolgte durch die Hundsgracht in die Inde. 1555 wird eine mit Pferden betriebene Rosskunst erwähnt, und spätestens 1571 sind Wasserräder im Einsatz. 1632 wird die hierfür unerlässliche Herrenkunst - benannt nach den Herren von Jülich - errichtet. Die Wasserhaltung wird zu einem Motor der technologischen Entwicklung, und so wird 1794 die erste Dampfmaschine der Region Aachen (oder sogar – nach anderen Quellen – Deutschlands) in Eschweiler-Pumpe zur Wasserhaltung in Betrieb genommen. Das Pumpenhaus an der unteren Luisenstraße steht heute unter Denkmalschutz.
Da die Wasserhaltung den Herren von Jülich oblag, waren die Steinkohlenfelder zur Teufe hin begrenzt, das heißt in ihrer Tiefe beschränkt. Erst 1805 wurde diese Regelung durch die Verleihung der Großkonzession bis zur ewigen Teufe an Johann Peter Wültgens und Carl Englerth durch die französische Verwaltung abgeschafft.

ESW Rohre Fertigunsstätte1924 wurde das Röhrenwerk vom EBV übernommen und seiner Hüttenabteilung als Werk ´Ermag` eingegliedert. Mit der Roheisenproduktion in den zwei Hochöfen der Concordia-Hütte am nahe gelegenen Ichenberg, einem Puddelwerk mit Walzwerk (in Eschweiler- Pümpchen), einem Stahlbau– Betrieb (in Eschweiler-Hasselt), welcher Hallenkonstruktionen, Fördertürme und Koksofenmaschinen herstellte, und dem Werk (Ermag) konnte der EBV eine große Auswahl an Produkten im Eisen- und Stahlsektor anbieten. Die Firma ´ESW-Röhrenwerke GmbH` in Eschweiler ist als einziger größerer Betrieb der Eisen- und Stahlindustrie in dem einstmals von Schwerindustrie geprägten Indetal zwischen Eschweiler und Stolberg verblieben.
Eschweiler Talbots BauTalbots Bau genanntes Haus in der Aue, von der Wagonfabrik  Talbot gebaut für seine Mitarbeiter

1913 kaufte Talbot die konkurrierende Waggonfabrik J. P. Goossens in Eschweiler-Aue, welche bis 1908 der Berg- und Hüttenbetriebs-AG Phönix gehörte. Dies bedeutete, insbesondere durch die Verdoppelung der Verbandsquote im Staatsbahngeschäft, eine außerordentliche Vergrößerung und brachte erhebliche Vorteile im Hinblick auf eine rationellere Fertigung. Im Zuge der weiteren Rationalisierung wurde dieses Zweigwerk 1923 stillgelegt und dessen Fabrikation in das entsprechend vergrößerte Aachener Werk verlegt.